© Paris Tourist Office D. Lefranc
Unfreundlich, neurotisch und arrogant seien sie, und sie hielten sich für den Nabel der Welt. Die Pariser haben keinen guten Ruf, weder im Rest Frankreichs – also in der Provinz, was aus Pariser Sicht alles außer ihrer Stadt ist – noch bei Touristen. Etliche Filmkomödien gibt es zu diesem Thema. Obwohl die Stadt zu den meistbesuchten der Welt gehört und über Einwanderer aus aller Herren Länder verfügt, weigert sich der Pariser standhaft, in einer anderen Sprache als Französisch zu kommunizieren. Ein bisschen Radebrechen bringt nichts. Was woanders zumindest mit Wohlwollen aufgenommen wird, führt in Paris dazu, dass sich das Gegenüber schnell genervt abwendet: Lern’ doch erst mal richtig sprechen, bevor du unsere schöne Stadt besuchst! Mittlerweile schätze ich diesen Kulturpatriotismus, weil in meiner ehemaligen Heimat Berlin gerade das Gegenteil passiert. Da gibt man sich so international, dass man in einem angesagten Club oder Restaurant mit jedem Torsten hinterm Tresen Englisch sprechen muss, um nicht als totaler Hinterwäldler zu gelten. Nun, nicht jeder, der Paris besuchen will, muss dafür gleich flüssig Französisch sprechen. Wer nur ein paar Dinge zu beachten weiß, kann den Respekt der Pariser auf andere Art und Weise gewinnen und kommt ohne Gefahr und Blamage durch den Großstadtdschungel.
Zebrastreifen sind hübsche Muster, um den Asphalt optisch interessanter zu gestalten. Wer darauf forsch die Straße überquert im Vertrauen, dass das herannahende Auto schon bremsen wird, erntet wütendes Hupen, einen Krankenhausaufenthalt oder beides. Das Rot oder Grün einer Fußgängerampel bedeutet allenfalls einen Richtwert. Selbst Mütter mit Kindern gehen bei Rot, wenn kein Auto kommt. Schließlich kann man sich auch bei Grün nicht darauf verlassen, dass nicht irgendein Rechtsabbieger oder Kreuzungsblockierer doch noch in letzter Minute Gas gibt. In Paris geht man über die Straße, wenn sie frei ist. Basta.
Vermeiden Sie die Stoßzeiten morgens von acht bis ca. neun Uhr und abends von 17 bis 18 Uhr. Meine Freundin, die in der schickeren Banlieue wohnt, meinte treffend: In der RER morgens zur Arbeit habe sie mehr Körperkontakt als beim Sex mit ihrem Freund abends. Sollte der Waggon voll sein, bahnen Sie sich rechtzeitig Ihren Weg zur Tür, wenn Sie aussteigen wollen. Sonst bleiben Sie stecken. Sagen Sie freundlich „Pardon“ oder „Désolé“, wenn Sie Dutzenden von Leuten auf die Füße treten müssen. „Désolé“ – es tut mir leid – sagt der Pariser übrigens sehr oft, aber das sollte man nicht als wirkliche Entschuldigung verstehen. Eigentlich bedeutet es: Ist mir doch egal.
In fast allen Ländern der Welt kann man sich überall, wo draußen Tische stehen, hinsetzen und entweder etwas trinken oder essen. Nicht in Paris! Nur da, wo neben Restaurant, Brasserie oder Bistro auch Café oder Bar drauf steht, darf man auch nur für ein Getränk Platz nehmen. Wollen Sie nur etwas trinken, setzen Sie sich auf keinen Fall an einen eingedeckten Tisch. Nur solche ohne Besteck und Gläser stehen dafür bereit. Heben Sie die Hand, wenn Sie bedient werden wollen. Rufen Sie dabei nie „Garcon“, sagen Sie „Monsieur“. Zu Frauen sagen Sie immer „Mademoiselle“. Die Französin fühlt sich da geschmeichelt, nicht herabgesetzt. Bestellen Sie nie einen Latte Macchiato. Der Kellner wird Sie anschauen, als seien Sie irre. In Paris heißt das „Café crème“. Was Getränkemoden angeht, ist Paris stockkonservativ. Hugo, Averna oder Prosecco hält man in Paris für italienische Dörfer. Beschämen Sie besonders arrogante Kellner mit einem großzügigen Trinkgeld, für das sie sich bedanken müssen. Das sind sie nämlich nicht gewohnt.